Be water my friend
Ein bekannter Ausspruch von Bruce Lee. Das Wasser galt jeher schon als Synonym für die ideale Qualität eines Kampfkünstlers. Tai Chi Chuan ist ein gutes Beispiel für diese angestrebte Wasserqualität. Was aber genau soll denn mit der Qualität des Wassers ausgedrückt werden?
Oft wird hierbei gerne die körperliche Qualität in den Vordergrund gestellt und trainiert. Hierbei ist die Eigenschaft des Fließens ein wichtiger Aspekt, der Fluss der eigenen Bewegungen zum Beispiel, in einer Kombination von Techniken die einzelnen Bewegungen fließend nacheinander auszuführen kann ein Thema sein. Auf einem anderen Level geht es dann nicht nur darum Bewegungen fließend auszuführen sondern die Qualität der Bewegung derart zu verbessern, dass möglichst alle unnötige Spannung, die ein Fließen verhindert zu vermeiden. Hierzu gibt es viele Trainingsmethoden, die hauptsächlich aus den inneren Kung Fu Stilen stammen.
Was bedeutet be water my friend?
Was aber meinte Bruce Lee als er das Zitat „be water my friend“ gebrauchte? Linda Lee schreibt in Ihrem ersten Buch, welches nach Bruce Lee’s Tod veröffentlicht wurde von einem Erlebnis das Bruce hatte: Er war beim Wing Chun Training mit Yp Man in Hong Kong. Sein extrem starkes Bemühen beim Training Fortschritte zu erreichen und sein sicherlich starrköpiger Charakter standen seinem Ziel im Weg. Worauf hin Yp Man das Training beendete und er Bruce Lee auftrug sich vom Training eine Auszeit zu nehmen. So verbrachte er einen halben Tag bei Sonnenschein am See und lag in einem Boot. Als er so darüber nachsinnte was Ihm sein Meister aufgetragen hatte würde er wütend und schlug mit der Faust in’s Wasser. Das war nach seinen Worten der Augenblick wo er begriffen hatte was es mit der Qualität des Wassers auf sich hat.
Jenseits von Form und Nicht-Form
Diese Erfahrung vertiefte sich im Laufe der Zeit und war immer wieder ein Credo das Ihn bei seinem Training leitete. In einem Interview in der Pierre Berton Show (1971) sagt er wörtlich „empty your mind, be formles, shapeless, like water….“. Wenn wir diese Zitat betrachten sollten wir uns daran erinnern, in was für einer Zeit Bruce Lee gelebt hat. In der Kampfkunstwelt herrschten viele Dogmen und starre Regeln, die den Schüler einengten und behinderten. Bruce Lee war ein absoluter Gegner solcher Systeme und er ließ keine Gelegenheit aus immer wieder darauf hinzuweisen.
Hier geht es aber nicht nur um die körperliche Form sondern weit darüber hinaus. Alle Bewegungen, jede Handlung, jede Reaktion auf einen Impuls wird vom Geist gelenkt. Wer alleine schon denkt er müsse so oder so handeln weil es die Form vorgibt ist nicht frei. Wasser so wie der Geist ist frei sich jeder Form zu bedienen. Wasser passt sich jeder Umgebung an ohne sich selbst zu verändern…es bleibt Wasser. Das Wesen des Wasser ist seine Wandlungsfähigkeit.
Mein verstorbener Jeet Kune Do Lehrer, Jerry Poteet, erzählte mir das Bruce ihn beim Training einmal aufforderte eine Aussage zu treffen die immer zutreffend ist. Ratlos zuckte er mit den Schultern und Bruce gab ihm eine Woche Zeit darüber nachzudenken. Als er wieder gefragt wurde und immer noch keine Antwort wusste sagte Bruce schließlich ihm: „Nichts ist so beständig wie der ewige Wandel“.
Aus Gesprächen und Trainingseinheiten mit vielen von Bruce Lee’s Schülern die bei Ihm trainiert hatten, konnte ich immer wieder hören das Bruce Lee ein Phänomen war. Er war nicht nur in der Lage die philosophischen Grundlagen der Kampfkünste zu erklären, er konnte sie auch körperlich umsetzen und direkt demonstrieren. Hierzu gibt es viele Anekdoten, aber das ist ein anderes Thema….
Be water my friend.
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